Mittwoch, 7. Januar 2015

Einladung zur Teilhabe an der inneren Welt

Die Technik des Kinderpsychodramas für das Rollenspiel in der PMT


Soziale Grundfähigkeiten erlernen
Das Rollenspiel kann in der Psychomotorik-Therapie – je nach den Bedürfnissen des Kindes – einen zentralen Stellenwert einnehmen. Häufig schafft sich das Kind selbst Raum für seine Geschichten, indem es bereits weiss was es spielen will, wenn es zur Tür hereinkommt. Es gibt auch die Möglichkeit, ihm zu seinen Themen Geschichten anzubieten und ihm dadurch zu verstehen geben: „Ich sehe dich – und hier hast du Raum für deine Themen“. Dabei geht es auch um allgemeine Entwicklungsthemen wie der Wunsch nach bedingungsloser Fürsorge oder das Bestehen von Abenteuern als Sinnbild für Prozesse der Reifung und Ablösung (vgl. Seewald 2007, 104). Durch das Einnehmen verschiedener Rollen lernen die Kinder die Welt mit den Augen eines andern zu sehen, das bildet die Grundlage für die Entwicklung von Empathie. Das Rollenspiel bietet die Möglichkeit zum Erlernen von sozialen Grundfähigkeiten: sich in eine Gruppe einfügen, eigene Ideen entwickeln und vertreten, andere Ideen tolerieren und Kompromisse schliessen.

Motorik und Wahrnehmung integrieren
Die Struktur des Kinderpsychodramas kann in der Psychomotorik-Therapie sowohl in der Einzel- und Kleingruppensituation als auch in Gruppen von 4-6 Kindern (mit zwei TherapeutInnen) eingesetzt werden. Die psychomotorischen Themen Motorik und Wahrnehmung sind schon primär im Rollenspiel enthalten da das Kind immer mit seinem ganzen Körper involviert ist. Durch die Gestaltung der Szenerie, der Geschichte und der Rollen können gewünschte Aspekte bewusst einbezogen und verstärkt berücksichtigt werden.

Die Technik des Kinderpsychodramas nach Aichinger und Holl bietet Hilfe zur Strukturierung des Rollenspiels, gibt allen Beteiligten Orientierung und Sicherheit und ermöglicht damit lustvolles Spielen. Gemeinsam mit den Kindern wird ein Handlungsablauf der Geschichte entworfen. Je nachdem wie eng der Zusammenhang der festgelegten Rollen ist (z.B. Polizist-Räuber-Ladeninhaber oder Löwe-Baggerführer-Ritter) geht das schnell oder es braucht länger. Dass die Geschichte im Voraus festgelegt wird, ist am Anfang sehr ungewohnt und geht oft vergessen oder braucht viel Zeit. Die Erfahrung zeigt, dass sich dieser Aufwand lohnt, da sich alle sicherer fühlen, wissen was passiert und das Spiel so intensiver wird.

Gefühl von Stärke entwickeln
Das Besondere am Kinderpsychodrama ist, dass die TherapeutInnen selber auch eine Rolle übernehmen und in der Geschichte mitspielen. Das fordert die Leitungspersonen in mehrfacher Hinsicht: in ihrer Vorbildfunktion muss die Therapeutin ihre Spielrolle füllen und damit die Kinder zum Spiel animieren, sie muss dafür sorgen dass alle Kinder involviert sind und die gewünschten Gefühle erleben können. So kann beispielsweise ein Kind, das einen starken Ritter spielen will, seine Stärke nur erleben wenn es einen wirklich starken Gegner besiegen kann. Füllt das Gegenüber die Rolle zu wenig und ist als Gegner zu schwach kann sich das Gefühl von Stärke nicht einstellen.

Die zentralen Anliegen des „Verstehenden Ansatzes in der Psychomotorik-Therapie“ (Seewald 2007) decken sich mit den Zielen des Kinderpsychodramas. Seewald erachtet Geschichten dazu als besonders geeignet und sieht das Mitspielen der TherapeutInnen als „Einladung zur Teilhabe an der inneren Welt eines Menschen“.

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